Beim Schnalzlaut wird’s schwierig – AZ

Amberger Zeitung 15.03.2014

Gruppe Cababana singt beim Kirchentag: Mozart trifft Afrika
Von Heike Unger

Kümmersbruck. Bevor es ans Singen geht, wird erst einmal der Text geübt. Der Zaungast hört’s – und versteht erst einmal gar nichts: „oh-muh-han-dschie, kah-muh-run-dschie“, so klingt das, was der Chor da immer wieder rhythmisch aufsagt. Auf den Notenblättern steht „Omuhangi Kamurungi“. Die Sänger wissen, was das heißt: „Der Schöpfer ist allmächtig“, ein Gottes-Loblied, verfasst in Rutooro, einer der unzähligen afrikanischen Sprachen, in diesem Fall einer, die in Uganda gesprochen wird.

Das ostafrikanische Land ist die Heimat von Joseph Wasswa. Inzwischen ist der Kirchenmusiker Regensburger und seit kurzem auch regelmäßig Gast in Kümmersbruck: Hier probt er etwa alle zwei Wochen mit rund 35 Sängern für sein großes Projekt „Himbisa-Mukama – Mozart und Afrika finden sich“.
Die Textpassage, mit der die Gruppe heute einsteigt, gehört zum Lied „Agutamba W’amaani tumuhaise“ („Der allmächtige Gott soll gepriesen werden“). Wie kann man das als Oberpfälzer richtig aussprechen, geschweige denn singen? Agnes Kramer lacht. Ihr und ihren Mitstreitern von Cababana gehen die afrikanischen Worte relativ leicht über die Lippen – schließlich hat die Kümmersbrucker Gesangs- und Trommelgruppe viel davon in ihrem eigenen Repertoire. Insgesamt sei Afrikanisch „leichter als Spanisch, von der Rhythmik her“, urteilt Kramer, die die Proben leitet, wenn Joseph Wasswa nicht da ist.

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(Bilder: Steinbacher)

Omuhangi Kamurungi: Den Kümmersbrucker und Amberger Sängern kommt die fremde Sprache inzwischen schon recht flüssig über die Lippen. Dank Projektleiter Joseph Wasswa (links) wissen sie auch, was sie da singen – „Der Schöpfer ist allmächtig“; schließlich geht es ume einen Auftritt beim Katholikentag.

Für die Mitglieder des Oratorienchors, die sich für das Wasswa-Projekt mit Cababana zusammengetan haben, ist die Herausforderung in diesem Punkt ein bisschen größer. „Es ist schon schwierig“, weiß Agnes Kramer, denn zu den afrikanischen Bantu-Sprachen gehören auch spezielle Schnalzlaute – „die bringt man als Europäer nur ganz schwer hin.“ Wasswa achte trotzdem darauf, „dass wir das einigermaßen richtig singen.“ Und er habe ein gutes Argument dafür, verrät Kramer: „Er hat zu uns gesagt, er hat auch geschwitzt, als er Deutsch gelernt hat.“
Natürlich übersetzt der Chorleiter seinen Schützlingen die Texte. Sie sollen schließlich wissen, was sie da singen: überwiegend christliche, aber auch ein paar weltliche Texte. Und dann ist da natürlich noch Mozarts Krönungsmesse. Hier haben die Oratorienchor-Sänger ihr Heimspiel – und Cababana muss sich ein bisschen mehr anstrengen.
„Das Afrikanische ist ja eher wie Volksmusik“, erklärt Kramer: „Wenn man das normalerweise singt, tust du dich mit der Krönungsmesse natürlich schon schwer“ – vor allem, weil dabei permanent in sehr hohen Tonlagen gesungen wird. „Das ist schon ein bisschen anstrengend.“ Doch auch das gehört zu diesem Projekt, das das Leitbild des Katholikentags, die Brücke, übernimmt: „Das ist eben die Brücke, die wir zu schlagen haben. Es ist gut, dass die einen da besser sind und die anderen dort – so, dass einer den anderen auf seine Seite der Musik begleitet.“

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Man muss schon ins Detail gehen bei diesem besonderen Projekt: Der Rhythmus spielt in der afrikanischen Musik eine besondere Rolle und wird deshalb extra geübt.
„Musik ist der Schlüssel zu allem“

Projektleiter Joseph Wasswa: Mozart und afrikanische Lieder „treffen die Seele“
Sein Vater war Kirchenmusiker und Leiter des Kirchenchores in Nyendo/Uganda. Für Joseph Wasswa (28) stand früh fest, dass er einen ähnlichen Weg einschlagen wollte – als Musiker, vor allem aber als Dirigent und Organist. Seine ersten Klavierstunden bekam er 1998 mit 13 Jahren von Reverend Joseph Nnamukangula, Diözesanmusikdirektor in Masaka, der damals Kirchenmusik an der ehemaligen Fachakademie (heute Hochschule für Kirchenmusik und Musikpädagogik) in Regensburg studierte. Ihm ist Wasswa nachgefolgt, hat selbst sein Diplom als Bachelor der Musik und Ethnomusikologie gemacht. Mit einem Stipendium der Diözese Regensburg hat er Kirchenmusik an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik studiert.
War das ein leichter Weg für Sie?
Wasswa: Ich wollte ursprünglich in den USA studieren, unter anderem wegen der Sprache und wegen Freunden, aber die erste Gelegenheit kam aus Deutschland. Die Entscheidung hat mich sehr viel Kraft gekostet, aber im Endeffekt bin ich sehr froh, dieses Studium gemeistert zu haben.
Wie entstand das Himbisa-Mukama-Projekt?
Wasswa: Weil die afrikanische Musik hauptsächlich auf den Ausdruck des Lebensgefühls und die reichhaltigen Aspekte des Alltagslebens zielt, wollte ich unbedingt während meines Studiums eine Mischung der europäischen und afrikanischen Musik in einem Konzert realisieren. Ich wollte Leute aus verschiedenen Regionen Deutschlands und Europas zusammenbringen, um mich mit ihnen auf eine musikalische Reise durch Afrika und Europa zu begeben.
Ist Ihnen das gelungen?
Wasswa: Das erste Konzert dieser Art fand 2012 in Regensburg statt – mit 100 Mitwirkenden, Trommlern, Tänzerinnen, Orchester und einer Bigband. Der Erfolg hat mir wahrscheinlich ein paar Pluspunkte beschert, so dass ich trotz der großen Zahl von Mitbewerbern mit einem weiteren „Himbisa Mukama“-Konzert beim Katholikentag 2014 mitmachen darf.
Was reizt Sie an der Verbindung Klassik und afrikanische Musik?
Wasswa: Beide Musikrichtungen treffen die Seele. Der Wechsel von Afrika-Musik zur Mozart-Messe ist für den Chor wie das Ankommen mit dem Flieger in einem anderen Land – hören, fühlen, staunen. Ich möchte beim „Himbisa-Mukama-Projekt“ die Seelenverwandtschaft von afrikanischer Musik und Mozarts Krönungsmesse zeigen. Ich finde die Verbindung passend, denn die Musik ist der Schlüssel zu allem. Mit ihr kann die kulturelle Kluft zwischen den Nationen überwunden werden.
Was ist Ihr Eindruck nach den ersten Proben in Kümmersbruck?
Wasswa: Ich bin noch nicht zufrieden, aber großer Hoffnung. Die Leute lernen sehr schnell und sie machen alles mit Begeisterung. Leider sind die Männer insgesamt sehr wenig vertreten. Das ganze Projekt ist sehr anstrengend, aber es macht mir sehr viel Spaß.

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Mit viel Einsatz und großer Begeisterung ist Joseph Wasswa bei der Sache: Das gefällt auch seinen Schützlingen bei den Proben in Kümmersbruck.

Für Cababana das größte Projekt

Kümmersbruck. (eik) „Das ist bis jetzt unser größtes Projekt“, sagt Agnes Kramer. Für die Leiterin der Kümmersbrucker Gesangs- und Trommel-Gruppe Cababana ist die Verbindung von Mozarts Krönungsmesse mit afrikanischer Musik ein spannendes Abenteuer. Das Musik-Projekt vereint nicht nur Cababana, Vertreter des Kümmersbrucker Kirchen- und des Amberger Oratorienchores, sondern auch weitere Mitstreiter aus acht Regensburger Gesangsgruppen zu einem 50-köpfigen Projektchor. „Insgesamt werden es rund 150 Musiker, mit Orchester, einer Tanz-und Trommelgruppe“, freut sich Kramer. Derzeit proben die Kümmersbrucker/Amberger noch allein, erst kurz vor dem Konzert führt Gesamtleiter Joseph Wasswa dann alles zusammen.

Welturaufführung

Welturaufführung hat das „Himbisa-Mukama“-Projekt beim Katholikentag in Regensburg: als Benefizkonzert (fmk-uganda.de; Spenden an Pfarrgemeinde St. Antonius/Wolfgang Kümmersbruck) am Freitag, 30. Mai, um 18 Uhr und Samstag, 31. Mai, um 19 Uhr in der dortigen Dreifaltigkeitskirche. Nach jedem Konzert besteht die Möglichkeit zur Begegnung bei afrikanischem Essen und Getränken. Projektleiter Joseph Wasswa wünscht sich: „Jeder sollte versuchen, den anderen kennenzulernen. Wir wollen gemeinsam mit Christus Brücken bauen.“ Dazu muss man nicht nach Regensburg fahren: Am Sonntag, 28. September, um 18 Uhr ist das Konzert auch in Kümmersbruck/St. Wolfgang zu hören. (eik)

Nicht ganz leicht, aber es macht Spaß

Was reizt Cababana-Leiterin Agnes Kramer am „Himbisa-Mukama-Projekt“?

agnes4b_160Agnes Kramer

„Es ist schon toll, mit Joseph Wasswa zusammenzuarbeiten.“ Etwas ganz Besonderes sei natürlich die Verbindung von klassischer und afrikanischer Musik, aber auch das Miteinander so vieler Sänger und Musiker.
Die „Cababanas“ singen normalerweise a cappella, trommeln, zuweilen auch begleitet von Gitarre oder Klavier. Bis auf einen sind alle Cababana-Trommler auch Sänger. „Normalerweise sind wir gut 20″, sagt Kramer, ergänzt durch Mitglieder des Oratorienchores und andere kommt die Projektgruppe auf rund 35 Sänger.
Die proben seit Oktober im Gemeindesaal in Kümmersbruck. „Es ist schon eine Herausforderung“, verrät Kramer: „Ganz leicht ist es nicht. Aber es macht Spaß.“ Die Leistungen seien gut, lobt sie ihre Mitstreiter: „Das sind ja keine Profis. Jeder muss sich nach der Arbeit noch aufraffen und so gut wie möglich einbringen – das machen sie gut, da muss ich sie schon loben.“